Sicher, gemeinsam und gesund ins Jahr 5783
Das Team von ATID, Misrachi und dem Verein Kaukasischer Juden wünscht allen Gemeindemitgliedern Shana tova umetuka.
Shana Tova umetuka!
Auch wenn wir schwierige Zeiten durchleben – man kann getrost von einer Zeitenwende sprechen – steht fest, dass wir in den vergangenen Jahren noch stärker zusammengerückt sind, einander geholfen und geschützt haben. Möge uns dieser Zusammenhalt auch im Jahr 5783 die Zuversicht verleihen, dass wir als Gemeinde jede Herausforderung meistern können!
ATID Ausgabe 37
Die Ausgabe von März 2021/ Nisan 5781 können Sie hier downloaden: ATID-37.pdf
Pessach, die 12 Stämme und die IKG
Das Team von ATID, Misrachi und Verein Kaukasischer Juden wünscht allen Gemeindemitgliedern Chag Sameach! Всего наилучшего к празднику Песах!
Als sich beim Auszug aus Ägypten das Meer spaltete, ebnete Moses den Israeliten den Weg in die Freiheit. Erst in der Wüste, nachdem Differenzen unter den Israeliten ausgeräumt waren, wurde aus den zwölf Stämmen das eine jüdische Volk. Jeder Stamm hatte bestimmte Eigenheiten und auch unterschiedliche Aufgaben. Gemeinsame Geschichte, Aufgabe und Ziel vereinte die Stämme zu einem Volk, in dem alle ihren rechtmäßigen Platz hatten und bis heute haben. Über die Jahrtausende ist die Vielfalt ein Wesensmerkmal des Judentums geblieben. Auch in Wien. Wie vor 3.000 Jahren bildet die heutige IKG eine Einheit, die aus vielen unterschiedlichen Menschen und Meinungen besteht. Die Verantwortung für die Wahrung dieser Einheit liegt bei uns allen.
Freiheit kommt mit Verantwortung
In der jüdischen Tradition ist die Freiheit, die wir zu Pessach zelebrieren, kein Selbstzweck. Sie bringt ein hohes Maß an Verantwortung mit sich. Gerade die Coronapandemie zeigt, wie wichtig Solidarität ist. Rücksichtslosigkeit kann zu Gefährdung von Mitmenschen führen. Kein Wunder, dass Pikuach Nefesch, der Schutz der Gesundheit, eines der zentralsten Gebote ist.
Abstand, Masken und Testen
Wie auch immer Sie die Pessach-Feiertage begehen – es ist eine gute Gelegenheit, über die jüdische Vielfaltseinheit nachzudenken.
Das Team von ATID, Misrachi und dem Verein Kaukasischer Juden wünscht Chag Pessach Sameach!
Всего наилучшего к празднику Песах
Auch heuer ist zu Pessach das Coronavirus omnipräsent. Das Abstandhalten und Maskentragen ist zwingend erforderlich. Hinzu kommen allerdings eine Vielzahl an Testmöglichkeiten, deren Nutzung wir dringend anraten: coronavirus.wien.gv.at/testangebote
In der Krise leisten Schüler und Schülerinnen wahrlich Großes!
Im Bildungsbereich zeigt sich, warum Gemeindestrukturen gerade in Krisenzeiten wichtig sind – von Natalie Neubauer
Die Medienberichte über gravierende Auswirkungen der Pandemie auf Kinder und Jugendliche häufen sich seit Monaten. Mangelnde Bewegung, die Entwicklung von Lernschwächen aufgrund langer Perioden des Homeschoolings sowie psychologische und soziale Folgen des Social Distancing sind nur einige der „Nebenwirkungen“. Diese betreffen – wie könnte es anders sein – auch die Kinder und Jugendliche in unserer Gemeinde.
SchülerInnen, die besonders von den Auswirkungen der Krise betroffen waren, konnten teils aufgefangen und unterstützt werden, Laptops wurden unbürokratisch z.B. von der ZPC an eigene, aber auch an Schüler anderer jüdischer Bildungseinrichtungen verliehen. Dennoch lastet nach wie vor viel Druck auf den Schülern und ihren Familien.
Zusätzliche Strukturen für IKG-Mitglieder
Gleichzeitig stehen Kindern und Jugendlichen unserer Gemeinde zusätzliche, systemrelevante Strukturen zur Verfügung, durch die Schwierigkeiten früh erkannt werden können, und im Anlassfall effektiv Hilfe geleistet werden kann: Die Kinder- und JugendpsychologInnen und TherapeutInnen von ESRA arbeiten eng mit allen jüdischen Schulen zusammen und bieten eine wichtige Anlaufstelle für SchülerInnen, Eltern und die engagierten LehrerInnen.
Was imponiert, ist der Wille vieler Jugendlicher, einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung zu leisten. Hilfsprojekte wurden kurzfristig organisiert, das Tragen von Masken in Schulen von Anfang an bestens angenommen (wenn, dann hatten eher Eltern Probleme damit) und Abstände werden von vielen vorbildhaft eingehalten.
Leider kostet die Pandemie besonders unsere jungen Erwachsenen kostbare „beste Zeit im Leben“, und umso stolzer und beeindruckter sind wir, wieviel Engagement und Zusammenhalt wir täglich von vielen Teenagern und Studierenden erleben.
ATID Ausgabe 36
Die Ausgabe von September 2020 / Tischri 5781 können Sie hier downloaden:
Kultusvorstand – ein Faktencheck
Über die Sitzungen des Kultusvorstands wird stets ausführlich berichtet. Absurd ist, dass just jene, die kaum anwesend sind, Unwahrheit verbreiten.
Kennen Sie den? „Mosche stellt sich auf den Hauptplatz des Shtetls und verkündet lauthals: ,Levis Schwester ist eine Prostituierte!‘ Levi eilt herbei und ruft: ,Ich habe keine Schwester!‘ Mosche: ,Na und?‘“
Nach einem ähnlichen Muster geht der VBJ vor, seit dort Herr Israel Abramov das Ruder übernommen hat. Jüngstes Beispiel: Sechs der sieben Parteien haben in der Juli-Sitzung des Kultusvorstands Nominierungen für die Kommissionswahlen abgegeben. Vom VBJ kam kein einziger Mandatar zur Sitzung.
Dennoch nominierte ATID in jede Kommission mindestens einen VBJ-Vertreter – en gros waren es jene, die der VBJ im Jahr 2017 nominiert hatte. Dennoch verbreitetet ein separatistischer Zirkel innerhalb des VBJ gemeinsam mit der Engelberg-Partei Chaj die Unwahrheit.
Anwesenheit bei 29 Sitzungen
Richten wir also einen Blick auf das Engagement im Kultusvorstand, dem Parlament unserer Gemeinde. Selbstverständlich sagt die Zahl der Sitzungsteilnahmen nicht alles über das Engagement in der Gemeinde aus. Anwesenheit ist aber eine Grundvoraussetzung für die Teilnahme an der Demokratie. Wer fehlt, verzichtet nicht nur auf sein Stimmrecht.
Seit der Kultusratswahl im November 2017 haben die acht ATID-Mandatare im Fraktionsdurchschnitt eine ebenso große Sitzungsdisziplin wie die zwei Chaj-Vertreter. Vier ATID-Mandatare und die zwei des Vereins georgischer Juden (VGJ) haben mehr als 90 % Anwesenheit. Noch wichtiger als die Anwesenheit sind die konstruktiven Beiträge im Kultusrat und den Kommissionen. Hier führen die ATID-Vertreterinnen und -Vertreter ganz klar. Nahezu jeder Antrag oder Initiative sowie Resolutionstext geht auf eine Initiative von ATID oder seinen Partnern im Kultusvorstand zurück. Die sechs VBJ-Mandatare haben selbst bei ihren wenigen Sitzungsteilnahmen (seit dem Rücktritt von Chanan Babacsayv) keinen einzigen Antrag eingebracht.
Die Anwesenheiten im Überblick ⬇
Die unheimliche Kraft der Passivität
„Das Gegenteil von gut ist gut gemeint.“ So lautet ein altes Sprichwort. Während des Lock-Downs wurde es mit realem Leben gefüllt.
von Janki Grünberger
Es war in den Wochen zwischen Pessach und Schawuot. Die ersten Lockerungen des Lock-Downs wurden bekannt gegeben und endlich war es möglich die erweiterte Familie in einem der kürzlich geöffneten Bundesgärten zu treffen. Die Gespräche drehten sich naturgemäß um das Coronavirus, um Pessach im engsten Familienkreis und darum, wie jeder von uns mit dieser ungewöhnlichen Situation umgeht.
Durch Verzicht Gutes tun?
Nach einiger Zeit kam ein interessantes Thema auf: Wie sehr schränkt uns Covid-19 in unserem Verlangen ein, Gutes für unseren Mitmenschen zu machen? Auf der einen Seite gibt es viele Mizwot, die auf Grund der Corona-Maßnahmen nur eingeschränkt erfüllt werden können: Besuchen der Eltern und Großeltern, Krankenbesuche, Einladen von Gästen etc., um nur einige zu nennen. Auf der anderen Seite gibt es eine Vielzahl von Initiativen, um Personen und Familien zu helfen, die direkt von der Krise betroffen sind. Die Krisenfonds der IKG und die Verteilung von Lebensmitteln durch die jüdischen Hochschüler sind nur zwei Beispiele von vielen.
Gebot „Pikuach Nefesh“ erfüllen
Im Laufe der Diskussion kam mir ein Gedanke, der mir vor Corona nicht so bewusst war. Wir können auch Gutes für unsere Mitmenschen tun, in dem wir passiv bleiben. Während des Lock-Downs gingen wir nicht in die Synagoge, um ältere Betende zu schützen. Wir gingen nicht zu Freunden, um die Verbreitung des Virus zu stoppen. Wir verließen nicht die Wohnung, um Leben zu retten.
Wir verzichteten auf viele Dinge, die uns wichtig sind, um das essenziele Gebot des Pikuach Nefesh (Erhalt des Lebens) zu erfüllen. Man kann demnach viel Gutes machen, indem man auf etwas verzichtet und vermeintlich passiv bleibt.
Wenn wir diese Lehre aus Corona nehmen und auf die Zeit vor Rosh HaShana und Jom Kippur, die Zeit der Einkehr und der Rückkehr zu G’tt und unseren Mitmenschen, projizieren, so fällt uns auf, dass wir auch außerhalb der Corona-Krise viel Gutes vollbringen können, indem wir Dinge unterlassen. Ein Gerücht nicht weiterzuerzählen, einen Streit nicht fortzuführen, schlechte Dinge über unsere Mitmenschen nicht zu verbreiten sind Dinge, die aktiv dazu beitragen, Differenzen zu beseitigen und das Miteinander zu fördern.
Bedeutung für Rosh HaShana
Zu Rosh HaShana nehmen wir uns vor, unsere Taten zu verbessern und mehr Gutes zu tun. Nehmen wir uns dieses Jahr doch vor, auch manchmal Dinge zu unterlassen, passiv zu bleiben und letztlich auch so Gutes zu tun.
Shana Tova!
Janki Grünberger
Soziale Folgen der Krise bestmöglich abfedern
Viel früher als erwartet brach die zweite Infektionswelle über uns herein. Die Folgen sind nicht nur ein erhöhtes Gesundheitsrisiko und Einschränkungen im Alltag, sondern wirtschaftliche und soziale Nöte. Als jüdische Gemeinde ist es unsere Pflicht, bestmöglich zu helfen.
von Jasmin Freyer und Elie Rosen
Die sozialarbeiterischen und psychosozialen und sonstigen Hilfsleistungen der Kultusgemeinde haben existenzielle Nöte und Sorgen Hunderter Mitglieder seit Beginn der Pandemie gelindert. Für die dafür notwendigen mehreren hunderttausend Euro nahmen wir erstmals seit fast 20 Jahren ein Budgetdefizit in Kauf. Aber Geld alleine hilft nicht. Es sind Institutionen wie ESRA, das Maimonides Zentrum, das JBBZ, Vereine wie Tmicha, Kooperation aller Schulen und der meisten Synagogen die Arbeit der Sozialkommission unter Vorsitzender Claudia Prutscher, unsere Generalsekretäre und die Unterstützung durch freiwillige Studierende und Gemeindemitglieder aus allen Teilen der IKG, die zur Bewältigung der Krise beitrugen.
Jetzt müssen wir wieder vorsorgen: Die Ausgangssituation sind derzeit 423.000 Arbeitslose und mehr als 400.000 Menschen in Kurzarbeit. Je länger die Krise andauert, desto schwieriger wird der Übergang von Kurzarbeit zu regulärer Tätigkeit sein. Bis zu einem Drittel der Kurzarbeiter könnte in absehbarer Zeit arbeitslos werden. Das wird auch in unserer Gemeinde spürbar sein.
Vielfältige Aufgaben der Gemeinde
Als jüdische Gemeinde sehen wir uns in der Pflicht, neben der Befriedigung der religiösen und kulturellen Bedürfnisse auch eine solche finanzielle und soziale Katastrophe abzufedern.
Wofür, wenn nicht für die unmittelbare Hilfe von Gemeindemitgliedern in Notlagen, dürfen Defizite gemacht werden? In der aktuellen Situation ist Solidarität umso wichtiger, dazu gehört es auch, den Kultusbeitrag zu entrichten. Höchstens 17,50 Euro im Monat – und für jene, die sich diesen Betrag nicht leisten können deutlich weniger – muss jedem diese einzigartige Gemeinde wert sein.
Unsere Gemeinde ist krisenfest und für unsere Kinder abgesichert
Die Entwicklung der Infektionszahlen in Wien ist besorgniserregend. Auch Gemeindemitglieder sind, während ich diese Zeilen schreibe, hospitalisiert. Allen Erkrankten wünsche ich eine baldige Genesung! So bedrohlich das Virus auch ist, möchte ich Rosh HaShana nutzen, um positive Aspekte zu beleuchten. Diese finden sich sogar in der Corona-Pandemie, besonders aber im heuer Erreichten.
Beginnen möchte ich mit einem großen Dank an Sie! Wie wir die Krise bisher gemeistert haben, ist auf die Rücksichtnahme und Solidarität der meisten Gemeindemitglieder zurückzuführen!
Im Dezember schrieb ich an dieser Stelle der ATID-Zeitung über einen Prozess der Annäherung zwischen ATID und dem derzeitigen Vorstand des Verein Bucharischer Juden (VBJ). Seither ist viel geschehen. Sehr viel. Auf den Seiten 4 und 6 erläutern Claudia Prutscher, Erich Nuler und Elie Rosen, wie sich die derzeitige VBJ-Führung vollends disqualifiziert hat. Ein separatastischer Zirkel, der sein Umfeld unter Druck setzt, Menschen in Gefahr bringt und eine jüdische Gegengesellschaft bastelt, hat seine Legitimität verloren.
Im Mittelpunkt stehen die Mitglieder
Viel wichtiger ist unser gemeinschaftlicher Einsatz im Corona-Krisenmanagement. Da gibt es einerseits den IKG-Krisenstab und Hunderte Partner, sowohl in den Institutionen der IKG, in den Bethäusern und Organisationen wie den Jüdischen Hochschülern – allen voran aber jedes einzelne Gemeindemitglied, das alles daran setzt, die Gesundheit anderer zu schützen – aktiv und passiv, wie Janki Grünberger auf Seite 7 eindrucksvoll ausführt.
Viele Projekte vorangetrieben
Vorangetrieben wurde zuletzt die Sanierung des Wintertempels in der Seitenstettengasse, eine Modernisierung der IKG-Homepage, die Entwicklung unzähliger neuer Angebote wie PJ Library, bei dem Mitglieder mehrmals im Jahr kostenlos jüdische Kinderbücher erhalten – speziell für säkulare Familien. Allen voran aber gingen auch die politischen Vorhaben weiter.
Jährlich 4 Millionen Euro
Unsere langjährigen Bemühungen mündeten in einer historischen Vereinbarung zwischen der IKG und der Bundesregierung, die ein Gesetz zur langfristigen Absicherung jüdischen Lebens durch die Kultusgemeinde ermöglicht. Die Zuwendungen der Republik sollen fortan jährlich 4 Millionen Euro betragen. Das ermöglicht keine Expansion, sondern eine Konsolidierung. Unsere Kinder und spätere Generationen sollen die selbe jüdische Lebensqualität erfahren, wie wir sie heute kennen.
Shana tova! Seien Sie gesund!
Ihr Oskar Deutsch
Wir trauern um Bruno Bittmann
Im Alter von 91 Jahren ist Bruno Bittmann in der Nacht vom 22. auf den 23. Juli 2020 verstorben. Wir haben nicht nur einen leidenschaftlichen Tempelvorsteher und ATIDler der ersten Stunde verloren sondern einen ganz besonderen Freund.
Am 23. August 1928 in Czernowitz geboren, erlebte Bruno die Schrecken des Krieges und ab 1941 die Verfolgung durch die Nationalsozialisten in einem Ghetto und einer späteren Flucht hautnah. In Wien und in Israel gründete er nach dem Krieg eine Familie und wurde erfolgreicher Manager bei Siemens und IBM.
Bruno hat aber vor allem unsere Gemeinde über mehrere Jahrzehnte hinweg geprägt. Er war ein wortgewaltiger Mensch, einer der sich jeden Tag für seine Mitmenschen und ganz besonders für die Mitpalelim des Stadttempels, aber auch generell gemeindepolitisch eingesetzt hat. Bruno war nicht nur Gründungsmitglied von ATID, er hat sich bis zuletzt gemeindepolitisch eingebracht. Sein Streben galt stets der Wahrheitsfindung – unabhängig von politischen Interessen. Mit ihm zu streiten, war geradezu ehrenhaft, denn er hörte immer zu und war auch im ATID-Klub ein kritischer Geist, der seine Meinung immer kundtat. Bruno war ein echtes Vorbild. Wir wünschen seinen Angehörigen viel Kraft und eines bleibt gewiss: Wir werden Bruno nie vergessen! Baruch Dayan Ha‘Emet.