
Bildung
Judentum bedeutet Lernen. Kein Wunder also, dass Bildung in sämtlichen Strömungen des Judentums einen so hohen Stellenwert hat. Das spiegelt sich auch in den Prioritäten der IKG wieder.In unseren Bildungseinrichtungen geht es sowohl um bestmögliche weltliche Bildung als auch um Bildung jüdischer Identität. Die Erfolge der ZPC-Schule, aber auch anderer Einrichtungen, sprechen für sich. Das Ziel ist, Kinder so auszubilden, dass sie später ihre Familien erhalten können.
Das hohe Niveau ist dem Bemühen der Pädagogen und Lehrer, dem ehrenamtlichen Engagement zahlreicher Gemeindemitglieder, der hervorragenden Infrastruktur und dem hohen Sicherheitsstandard zu verdanken.
Bildungspolitik bedeutet aber nicht nur Schule. Wir wollen die Nachfrage nach Krippenplätzen für Ein- bis Dreijährige evaluieren und bei Bedarf neue Plätze schaffen.
Bestehende Angebote, auch religiöse, soll die IKG unterstützen. Das schließt auch außerschulische Angebote wie z.B. Plattformen (z.B. Netzwerke auf Facebook) mit ein. Die Vernetzung mit Maccabi und Hakoah sowie mit den Jugendorganisationen ist eine zusätzliche Aufgabe für die Zukunft.

Jugend und Sport
Die bestehende Jugendorganisationen, einschließlich der Jüdischen HochschülerInnen (JöH) sollen weiterhin von der IKG gefördert werden. Die Jugendkommission (JuKo) ist das gemeinsame Dach.
Für das erfolgreiche Projekt „Likrat“ konnten JuKo und IKG weitere Förderungen durch die Bundesregierung erwirken. Geplant ist die Ausdehnung von „Likrat“ von Schulen auf Universitäten (Gemeindemitglieder werden geschult und besuchen dann Schulklassen in ganz Österreich, wo sie auf Augenhöhe über Judentum und Israel reden und so Vorurteile abbauen oder erst gar nicht entstehen lassen). Die Uni Wien konnte bereits als Partnerin gewonnen werden.
Außerdem sollen junge Gemeindemitglieder stärker in IKG-Tätigkeiten eingebunden werden, etwa in Form einer Multimedia-Gruppe.
Bei den Sportangeboten sind Hakoah und Maccabi federführend. Das Hakoah-Zentrum soll nach Bedarf weiterentwickelt werden. Konkretes bahnt sich für die Fußballsektion des SC Maccabi Wien an: ein eigener Heimplatz, insbesondere für die Nachwuchsarbeit (200 Kinder!).

Wir sind eine Religionsgemeinschaft
Kultus/Religion/Familie. In unserer Gemeinde gibt es religiöse und säkulare Strömungen, Ashkenasen und Sefarden, Atheisten und Agnostiker. Daher gilt in religiösen Angelegenheiten der goldene Wiener Mittelweg, der aus drei Aspekten besteht. Erstens: Jedem Gemeindemitglied steht frei, wie es sein Judentum lebt. Zweitens: Jude ist, wer eine jüdische Mutter hat oder vor einem anerkannten Beit Din zum Judentum konvertiert. Drittens: Jenen, die aus halachischen Gründen keine Gemeindemitglieder sind, soll ein Angebot gemacht werden können, der den zweiten Aspekt des Wiener Wegs berücksichtigt (Mutter oder Beit Din).
Stadttempel
Der Stadttempel in der Seitenstettengasse ist das religiöse Zentrum der IKG. Ein Dutzend weiterer Synagogen und Betstuben werden von der IKG subventioniert und unterstützt (z.B. durch die Erfüllung der Schutzaufgaben).
Die IKG richtet einen Beit Din, ein Rabbinatsgericht, ein, das transparent und kostengünstig orthodoxe Übertritte ermöglichen kann.
Wer im Stadttempel betet, soll bei regelmäßigen Bürgerparlamenten eingebunden werden. Tempelbesucher sollen Mitsprache bei der Bestellung des (auch weiblichen) Tempelvorstands erhalten!
Judentum erklären
Die Infoangebote des Rabbinats (z.B. Broschüren) sollen erweitert werden: Bei der Entwicklung einer Social-Media-Strategie soll auch das Rabbinat eingebunden werden.
Friedhöfe
Schutz für den Zentralfriedhof (Tor IV) ausbauen, Sanierung jüdischer Friedhöfe in ganz Österreich beschleunigen. Die Kooperation mit Bund, Ländern und Gemeinden trägt erste Früchte.
Unterricht
Mehr als 60 % der schulpflichten IKG-Mitglieder besuchen jüdische Schulen. Ein großer Teil der jüdischen Schüler an nicht jüdischen Schulen besucht den Religionsunterricht der IKG. Dieses Angebot auszudehnen und neue Räumlichkeiten anzubieten, ist eine Mammutaufgabe für die nächsten Jahre.
Mikvaot
Mikvaot, rituelle Tauchbäder sind privat organisiert. Zu wenige Gemeindemitglieder wissen darüber Bescheid. Die IKG soll die Anbieter vernetzen und koordinieren.

Frauen
Nachdem es keine Männerpolitik gibt, sollte es auch keine Frauenpolitik geben. Schön wär‘s! Denn allein die Tatsache, dass in Österreich Frauen um 20 Prozent weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen erhalten (im gleichen Job und bei gleicher Qualifikation), ist ein Auftrag an uns alle.
ATID macht keine geschlechterspezifische Politik. Wir leben die Gleichberechtigung. Drei der sieben ATID-Kultusvorsteher sind weiblich. Insgesamt gibt es derzeit nur sechs Frauen im höchsten Gremium der IKG. Das ist ein klarer Auftrag an alle politischen Kräfte, Frauen in die vorderste Reihe zu lassen.
Den Schutz von Frauen, etwa vor häuslicher Gewalt, sehen wir nicht als frauenpolitische sondern als gesellschaftliche Aufgabe.

Familie
Nach Rücksprache mit den Betreibern bestehender Plattformen, z.B. jüdische Familiengruppen auf Facebook, soll deren Angebot einer größeren jüdischen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Ebenso sollen Schulen, Jugendorganisationen und Sportvereine in die Entwicklung neuer Familienangebote eingebunden werden.
Wir wollen aber auch neue Projekte initiieren. Ein Konzept nennt sich „Naches-Club“, ein Angebot für den Schabbat, Samstagvormittag, im Stadttempel, das sich speziell an säkulare Eltern mit Babys und Kleinkindern (0–3 Jahre) richtet, die etwas mehr über Religion erfahren wollen: Die Kleinen spielen auf Matten, eine Religionspädagogin spielt mit den Kindern und spricht mit den Eltern über den nächsten Feiertag oder die Parasha. Während ein Elternteil im Naches-Club ist, kann der andere am Gebet teilnehmen. Dieses Modell ließe sich auch unter der Woche verwirklichen und um ein Angebot für 3- bis 6-Jährige ausdehnen.
Die Sommerbroschüre, in der Programme für Kinder im Juli und August aufgelistet sind, soll digitalisiert und auf einer Plattform im Internet ganzjährig zugänglich gemacht werden. Im Rahmen der Social-Media-Strategie soll auch erörtert werden, wie der Informationsaustauch unter Jungfamilien verbessert werden kann.
Das Problem häuslicher Gewalt wollen wir enttabuisieren und ein Konzept zur Ausbildung jüdischer Pflegefamilien verwirklichen.

Sicherheit
Rund 25 Prozent des IKG-Budgets fließen in die Sicherheit. Das ist viel, gewährleistet aber den hohen Sicherheitsgrad des jüdischen Wien. Die Empfehlungen von Organisationsabteilung und von „bitachon“ werden nach Maßgabe der finanziellen und politischen Möglichkeiten umgesetzt. Wir setzen uns für eine Verlängerung eines hart erarbeiteten Vertrags zwischen IKG und Innenministerium (BMI) ein: Das BMI subventioniert die IKG mit jährlich rund einer Million Euro – ein guter Teil davon wird für Sicherheitspersonal aufgewendet und damit der Schutz von noch mehr jüdischen Einrichtungen in Wien ermöglicht.
IKG-App
Ein Projekt ist für Anfang 2018 geplant: Wir wollen allen interessierten Gemeindemitgliedern eine IKG-eigene Kommunikations-App (Installation am Smartphone) bereitstellen.

Generationen & MZ
Mit der Errichtung des neuen Maimonides-Zentrums (MZ) und dem erweiterten Angebot der Tagesstätten im MZ und bei ESRA wurde eine eindrucksvolle Infrastruktur für ältere Menschen und ihre Angehörigen geschaffen. Außergewöhnlich ist die auch die Kooperation zwischen ZPC-Schule und MZ. Durch Pflege, medizinische Versorgung, Art der Zimmer, etc. ist das MZ eines der innovativsten Elternheime in Österreich.
Auch Privatinitiativen wie z.B. Centropa sollen weiterhin von der IKG, vor allem organisatorisch, unterstützt werden. Ein Konzept, das wir ab dem Jahr 2018 starten wollen, ist ein Besuchsprogramm, das sich auch an Senioren richtet, die bisher kein institutionelles IKG-Angebot nutzen: Junge besuchen Ältere, interviewen sie über ihre Lebensgeschichte. Das Gespräch wird aufgezeichnet, ein Video produziert. Im Fokus stehen Shoah-Überlebende ebenso wie Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion. Auch das fördert das gegenseitige Verständnis im Sinn der Einheitsgemeinde.

Arbeit & Wohnen
Online-Plattform der IKG
Hier sollen nicht nur Jobs angeboten und gesucht werden können. Auch sollen Coachings für Bewerbungsgespräche oder Weiterbildungen angeboten werden – die IKG kann zwar keine Jobwunder vollbringen, aber Schritt für Schritt gegen Arbeitslosigkeit vorgehen. In den vergangenen 10 Jahren wurden rund 300 Jobs für Gemeindemitglieder geschaffen. Künftig soll ein Fokus auf Akademiker und die Generation 50+ gelegt werden. Auf bestehende Angebote und die Expertise des JBBZ wollen wir aufbauen, ebenso das Jüdische Institut für Erwachsenenbildung. Diese Überlegungen sollen bei der Entwicklung einer Social-Media-Strategie berücksichtigt werden.
Wohnungen
Während Wahlkämpfen mag es verlockend sein, günstige Wohnungen für Gemeindemitglieder zu fordern (nach dem Motto „Freibier für alle“), aber das ist kurzsichtig. Die IKG-Immobilien sind Haupteinnahmequelle der IKG und sollen zu marktüblichen Preisen vermietet werden. Sozialwohnungen sind nicht angedacht. Bedürftigen Gemeindemitglieder wird durch Mietzuschüsse geholfen.
Menschlichkeit
Menschlichkeit bedeutet aber auch, dass auf die soziale Situation Rücksicht genommen wird. Negativbeispiel: Die Kündigung der Pächterin der jüdischen Museumsbuchandlung. Mit ihr gemeinsam arbeiten wir an einem Konzept für eine neue jüdische Buchhandlung am Rabensteig.

Menschlichkeit und Solidarität
Für die Sozialpolitik definieren wir drei Bereiche: Armutsbekämpfung, Jobs und Wohnen. In jedem Bereich gilt der jüdische Grundsatz der Menschlichkeit und Solidarität. Deshalb hat Armutsbekämpfung einen großen Stellenwert.
Allein heuer unterstützt die IKG bedürftige Gemeindemitglieder mit insgesamt 684.000 €. Über die Sozialkommmision werden Zuschüsse zu Miete, Heizkosten, Seniorenhilfen und für medizinische Leistungen an bedürftige Mitglieder vergeben. ATID setzt sich für eine bessere Objektivierung der Einzelfallprüfungen ein. Es gilt der Grundsatz: Jeder Antrag wird nach objektiven Kriterien geprüft, die Herkunft spielt keine Rolle.
Das Bewusstsein dafür muss in allen Teilen der Gemeinde geschärft werden. Schul-Stipendien machen den zweiten großen Teil der Sozialhilfen aus. Jeder Schüler muss, unabhängig vom Einkommen der Eltern, einen Schulplatz in einer jüdischen Schule erhalten können. Darüber hinaus erfüllen ESRA, das Maimonideszentrum und das JBBZ wichtige Funktionen in der IKG-Sozialpolitik.
Die bestehenden Angebote wollen wir ausbauen und eine aktive Arbeitsmarktpolitik etablieren: Bei der Vergabe von Jobs in der IKG oder ihrer Institutionen sollen (bei gleicher Qualifikation) IKG-Mitglieder bevorzugt werden. Außerdem: Ab 2018 soll eine Job-Plattform für IKG-Mitglieder online gehen. Davon sollen auch jüdische Arbeitgeber profitieren, die geeignete Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter suchen (siehe unten).

Die Richtungswahl
Viele Parteien beschwören in Aussendungen die Einheitsgemeinde. Dabei ging es den einen bisher vor allem um die Erhöhung von Subventionen durch die IKG an ihre Vereine, die anderen instrumentalisieren den Stadttempel und versuchen einen Keil zwischen Säkulare und Religiöse zu treiben. ATID schlägt konkrete Maßnahmen zum besseren Verständnis innerhalb der IKG vor. Gemeinsam mit meinem Team will ich unser Programm umsetzen. Dafür brauchen wir Ihre Stimme.
Lippenbekenntnisse reichen nicht.Am besseren Verständnis füreinadner, für die Einheitsgemeinde muss gearbeitet werden. Für mich ist jeder Jude, der in Wien lebt, ein Wiener Jude. Geschlecht, Herkunft oder Grad der Religiösität sind zweitrangig. Das sehen nicht alle so und genau deshalb ist die IKG-Wahl am 9., 14. und 19. November eine Richtungsentscheidung: Zwei Parteien haben die Chance, stimmenstärkste Kraft im 24-köpfigen Kultusvorstand zu werden. Eine davon ist ATID. Wir möchten für alle Gemeindemitglieder arbeiten. Unsere Stärken sind:
Erstens: ATID hat gemeinsam mit konstruktiven Kräften im Kultusvorstand sehr viel erreicht. Geschaffen wurde ein Fundament, auf dem es aufzubauen gilt.
Zweitens: ATID ist ein großes Team aus ehrenamtlich tätigen Gemeindemitgliedern und ich bin stolz ihr Präsidentschaftskandidat zu sein. Damit ich als Präsident die IKG weiter führen kann, brauche ich das ATID-Team, brauchen wir bei den Kultusratswahlen Ihr Vertrauen. 2012 fehlten uns nur sieben Stimmen auf das achte Mandat.
Drittens: ATID hat ein Programm für die nächsten Jahre erarbeitet. Dieses wollen wir umsetzen. Die vollständige „Agenda IKG 2030“ finden Sie auf www.atid.at/agenda-ikg-2030.
Unser Stadttempel
Im Stadttempel gab es zu den Hohen Feiertagen Zores. Die Frage war: Ist es ein Ort des stillen Gebets oder des sozialen Treffens? Beides ist richtig. Nicht umsonst heißt „Bet Knesset“ übersetzt „Haus der Versammlung“. Jetzt geht es um die Frage: Wie gehen wir mit Konflikten um? Mein Weg ist der des Gesprächs. Bei regelmäßigen Bürgerparlamenten sollen Tempelbesucher Kritik und Wünsche äußern können. Ich setze mich aber auch für Mitbestimmung der Tempelkartenbesitzer ein – sie sollen in Zukunft wesentlich stärker im Tempelvorstand eingebunden werden – auch Frauen.
Ihr Oskar Deutsch