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Das Koalitionsprogramm 2023–2027

Die Koalition aus ATID, Verein Bucharischer Juden, Kehille, Verein Georgischer Juden, Khal Israel und Bund hat sich auf ein Programm  für die Jahre 2023 bis 2027 geeinigt. Hier lesen Sie die Zusammenfassung:

Einheitsgemeinde: Das Gemeinsame stärken

„E pluribus unum“ oder zu Deutsch: „Aus vielen eines“ ist ein Leitspruch, der zum Judentum insgesamt, im Besonderen aber zu unserer Gemeinde passt. Wo sonst bilden Ashkenasen und Sefarden, Säkulare und Religiöse eine Einheitsgemeinde? Und wo sonst funktioniert die Gemeinde so gut wie in Wien? Kompetente Führung und eben dieser Zusammenhalt tragen dazu bei, dass die IKG eine der sichersten Gemeinden der Welt ist.

Kooperationen ausbauen
Basis für den Erhalt unserer Einheitsgemeinde ist der goldene Wiener Weg: Wie jedes IKG-Mitglied sein oder ihr Judentum lebt, ist ihm oder ihr überlassen. Auf dieser Grundlage setzen wir uns nicht nur für den Erhalt der Einheitsgemeinde ein; wir wollen diese in den nächsten Jahren ausbauen – etwa durch verstärkte Kooperationen bei religiösen Veranstaltungen (z.B. Chanukka-Drive-In oder Shabbos Project), im Kulturbereich (ashkenasisch-sefardisches Kantorenkonzert) oder von der Jugend- und Sportkommission ausgehend (z.B. Likrat, Familienfest, Fußball-Turniere, etc.).

Vielfalt in Balance halten
Bei der Arbeit im Kultusvorstand, den Kommissionen, Beiräten und verbundenen Vereinen gibt es keine partikularistische Interessen. Wir arbeiten mit allen Parteien zusammen, die das Einende vor das Trennende stellen.


Soziale Absicherung und Solidarität

Alle Juden und Jüdinnen sind füreinander verantwortlich („Kol Israel areivim seh leseh“)! Die sozialpolitischen  Einrichtungen der IKG haben sich in den vergangenen Jahren bewährt. ESRA, die Sozialkommission und Tmicha arbeiten enger denn je zusammen. Angesichts der hohen Inflation wollen wir das Sozialbudget der Gemeinde erhöhen, um die Unterstützung von Familien mit geringen Einkommen sicherzustellen. Dies ist nur mit entsprechenden Mehreinnahmen möglich. Dafür soll das erfolgreich neu aufgestellte Fundraising ausgeweitet werden. Außerdem wollen wir die Gesundheitsangebote der IKG evaluieren und weiterentwickeln (z.B. Mental-Health).

Wohnen & Lebensmittel
In der Armutsbekämpfung ist ein Ziel, dass jedes Mitglied ein Dach über dem Kopf und zu essen hat (vor allem via Sozialkommission und ESRA). Vor Chanukka, Pessach, Rosh Hashana und zu Schulbeginn soll es immer eine Hilfsaktion geben, die sicherstellt, dass armutsgefährdete Mitglieder ausreichend versorgt sind.


Solide Finanzen & Konsolidierung

Vor 40 Jahren stand die Kultusgemeinde vor der Selbstaufgabe. Seither wurde massiv in die Zukunft investiert: Kindergarten und Schule, Synagogen, Maimonides-Zentrum, ESRA, JBBZ, Medien, Kultur- und Jugendarbeit und vieles mehr. Parallel dazu wurde das Immobilienvermögen der IKG ausgebaut, fast 1.000 Wohnheimeinheiten errichtet und die Mehrzahl der Zinshäuser saniert. Dieses Programm hat rund 300 Millionen Euro gekostet.

Investitionen: Tilgungen nach Plan
Die Darlehen, die für diesen Aufbau aufgenommen wurden, werden sukzessive getilgt. So bestanden vor fünf Jahren noch 110 Millionen Euro in Form von Bankschulden, aktuell sind es 94 Millionen Euro. In weiser Voraussicht wurden in den vergangenen Jahren sämtliche Kreditzinsen gedeckelt („Cap“), sodass selbst die derzeit stark steigenden Zinsen keinerlei Einfluss auf die Finanzgebarung der IKG haben. Die verantwortungsbewusste Finanzpolitik sorgte zudem dafür, dass die Tilgung der für die Investitionsprojekte aufgenommenen Kredite zu 100 Prozent nach Plan laufen. 2045 werden alle bisherigen Darlehen vollständig getilgt sein – unabhängig von der weiteren Zinsentwicklung.

Null-Defizit seit 20 Jahren, Regeln für alle Fördernehmer
Nicht nur die Investitionen sind sinnvoll und sichern das jüdische Leben in Wien nachhaltig ab. Auch das Budget der Kultusgemeinde weist seit mehr als 20 Jahren kein Defizit aus. An dieser Schuldenbremse halten wir auch weiterhin fest: Die budgetierten Ausgaben dürfen die Einnahmen nicht übersteigen! Auch in Zukunft muss jede neue Ausgabe gegenfinanziert sein. Mitgliedsbeiträge sind jedenfalls zu entrichten; Mitgliedern mit geringem Einkommen werden Reduktionen nur nach dem vordefinierten Schema gewährt (entsprechende Beschlüsse muss der Kultusvorstand evaluieren). Für Mitglieder des Kultusvorstands und von Kommissionen ist Beitragswahrheit eine ausnahmslose Verpflichtung. Personen mit mehr als einem Jahr Zahlungsverzug dürfen weder nominiert noch gewählt werden. Tritt der Zahlungsverzug nach einer Wahl ein, so ist dafür jene Partei verantwortlich, die das Gremiumsmitglied nominiert hat. Subventionen werden nur nach ordentlicher Beantragung, Buchführung und Vorlage von Jahresabschlüssen durch Fördernehmer gewährt.


Sicherheit & Krisenmanagement

„Unsere Sicherheit“ leistet höchstmöglichen Schutz, genießt hohes Vertrauen unter Mitgliedern und wird von Behörden und Partnern respektiert. Der hohe Organisationsgrad trug auch maßgeblich zum erfolgreichen Krisenmanagement bei, sowohl während der Pandemie, beim Terroranschlag im Jahr 2020 oder etwa in der Ukraine-Hilfe.

Perspektivisch soll der Krisenstab von der Sicherheit entkoppelt werden, um die Ressourcen dieser Abteilung nicht ständig abzuschöpfen. Außerdem wollen wir: Digitalisierung der Sicherheitskommunikation und stärkere Einbindung der Mitglieder (jüngstes Beispiel: sms.ikg-wien.at), ein Stipendiensystem für Freiwillige, Ausbau der Cyber-Security und der Blackout-Vorsorge sowie Schulungen für Betreiber jüdischer Infrastruktur.


Ökologie & Nachhaltigkeit: Klimaneutrale IKG bis 2040

Die besorgniserregende Veränderung unseres Klimas mit zunehmenden Wetter­xtremen ist eine der größten Herausforderungen unserer Generation – in ökologischer, aber auch wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht. In unseren religiösen Texten finden sich mehrere Hinweise auf die Verantwortung der Menschheit für den Schutz und die Kontinuität unserer Erde zu sorgen und sie vor Zerstörung und Verschmutzung zu schützen. Tikkun Olam, das Prinzip der Weltverbesserung, ist eine Aufgabe für jeden Einzelnen, ebenso Baal Taschchit, das Verbot der Zerstörung und Verschwendung.
In den nächsten Jahren, aber ab sofort, geht es darum, unsere Gemeinde fit für die Zukunft zu machen und einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz zu leisten, ohne dabei dem oder der Einzelnen vorzuschreiben, wie er oder sie den Alltag gestalten muss. Ein erster großer Schritt ist die geplante Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des IKG-Campus.

Erneuerbare Energie, wo möglich
Diese Anlage wird die Stromkosten deutlich senken und mit der erneuerbaren Energie einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Wir wollen aber mehr, nämlich eine klimaneutrale Kultusgemeinde bis 2040. Mit Experten haben wir einen Katalog an Handlungsmöglichkeiten ausgearbeitet, die uns als Orientierung und Leitfaden in den nächsten Jahren dienen sollen, unterteilt in drei Kapitel:

6.1. Neuer Schwerpunkt: Klima- und Umweltschutz
► Verankerung des Ziels der Klimaneutralität bis 2040 in den Satzungen der IKG
► Erstellung eines Nachhaltigkeits- und Klimaschutzplans mit konkreten Maßnahmen, Zeitplänen und Verantwortlichkeiten
► Neue Governance für den Klimaschutz: Gesamtverantwortlicher Klima- bzw. Umweltbeauftragter der IKG
► Bewusstseinsbildung: Kampagnen und Informationen zur Nachhaltigkeit (Broschüren, Ratgeber für Synagogen, etc.) sowie Schulungen für Betreiber jüdischer Infrastruktur

6.2. Erneuerbare Energie
► Energie sparen: mittelfristig 3 % thermische Sanierungsquote für Immobilien, insbesondere durch Dämmung der Gebäude und Fassadenbegrünung
► Raus aus Öl und Gas: Prüfung aller Immobilien, ob eine Umstellung auf erneuerbare Energieträger technisch möglich und wirtschaftlich machbar ist
► Entwicklung eines Plans für Heizungsaustausch. So kann der Wert der Immobilien erhalten oder sogar gesteigert werden
► Vorzeigeprojekt: weitestgehende Umstellung des Campus mit Maimonides-Zentrum, ZPC-Schule und Hakoah-Sportanlange auf erneuerbare Energie, z.B. durch PV-Anlage
► Neubau nur im Niedrigenergiehaus-Standard, PV-Anlagen wo technisch und wirtschaftlich möglich und Einbau von Ladestationen für E-Fahrzeuge

6.3. Nachhaltigkeit: Events, Print, kein Plastik
► Veranstaltungen: alle IKG-Veranstaltungen erfüllen ab 2025 bestmöglich die Umweltzeichen-Kriterien für Green Events, z.B. Mülltrennung, Ökostrom, Reduktion von Lebensmittelverschwendung
► Druck mit „Österreichischem Umweltzeichen“, „Climate Partner“ und PEFC-Zertifikat
► Beschaffungen nach ökologischen Mindeststandards, die sich am Umweltzeichen orientieren und Regionalität fördern
► Reduktion von Plastik: Kein Einweg-Plastik bei Events der IKG und im Stadttempel ab 2023, inklusive Plastikbesteck. Gemeinde-Zeitschriften künftig in Papierkuverts


Kultus: Sanierung des Stadttempels, Religionsunterricht, uvm.

Der Stadttempel ist die zentrale Synagoge der IKG. Mehr als zwei Dutzend weitere Bethäuser werden von der IKG subventioniert und unterstützt (z.B. bei der Sicherheit oder in der Pandemie durch Schutzmasken, Desinfektionsmittel und in organisatorischen Fragen). Ein Bet Din, das ständige Rabbinatsgericht, wurde eingerichtet, das weltweit anerkannte Übertritte durchführt. Das Rabbinat wurde erfolgreich neu aufgestellt und die Kooperation mit Rabbinern in der gesamten Stadt intensiviert. So gelang es auch am Beginn der Pandemie, gemeinsame Aufrufe („Pikuach Nefesh“) aller Rabbiner zu verkünden. Auch das war international beispiellos.

Mishpachot, Shabbestisch und neue digitale Angebote
In den nächsten Jahren wollen wir die Kooperation zwischen allen Synagogen verstärken, das Mishpachot-Programm des Rabbinats beim Ausbau unterstützen und die zwei Mal im Monat stattfindenden „Shabbestische“ noch besser bewerben. Das Rabbinat soll weiterhin bei der digitalen Kommunikation unterstützt und in eine Social-Media-Strategie der IKG einbezogen werden. Angedacht ist, zu gewissen Feiertagen wie Sukkot, gemeinsame Events mit anderen Synagogen für alle Mitglieder zu organisieren. Der „Bar- und Bat Mitzwa Club“ von Rabbinat und Jugendkommission zeigt, wie neue Impulse Menschen aus allen Teilen der Gemeinde zusammenbringt.

200-Jahr-Jubiläum des Stadttempels würdig feiern

Zurück zum Stadttempel: An den Sitzen, Teppichen und einigen Bauteilen sind in die Jahrzehnte nicht spurlos vorübergezogen. Bevor im Jahr 2026 das 200-Jahr-Jubiläum begangen wird, wollen wir den Stadttempel generalsanieren und eine teilweise Erneuerung durchführen. Die Aufwendungen, potenziell in Millionenhöhe, sollen ausschließlich aus Spenden finanziert werden, um die sich die Koalitionspartner bemühen.

Religionsunterricht, neue Angebote für Kinder aus säkularen Familien
Rund 65 % der Schülerinnen und Schüler unter den IKG-Mitgliedern besuchen eine jüdische Schule. Ein großer Teil der jüdischen Schüler in anderen Schulen besucht den Religionsunterricht der IKG. Für Kinder zwischen 5 und 10 Jahren wollen wir den „Jewish Kids Club“ institutionalisieren, ein Angebot speziell für Kinder, die öffentliche oder internationale Schulen besuchen.

Erweiterung des Eruv
Wir wollen uns bemühen, den bestehenden Eruv in Teile des 19. Bezirks zu erweitern.

Wir sanieren die jüdischen Friedhöfe
Die Sanierung der jüdischen Friedhöfe in Österreich muss zügig vorangetrieben werden.


Ukraine: Humanitäre Hilfe & Integration

Es ist die größte humanitäre Hilfsaktion der IKG in der Zweiten Republik: Die Rettung und Versorgung von bisher insgesamt 1.200 ukrainischen Kriegsflüchtlingen in Wien. Wir sind stolz darauf, was die gesamte Gemeinde geschaffen hat und wir sind dankbar dafür, dass wir überhaupt in der Lage waren und sind, in diesem Ausmaß zu helfen. Essen, psychosoziale Versorgung, Schulplätze, Deutschkurse, die Einrichtung und der Betrieb von insgesamt vier Ankunftsquartieren und die Finanzierung von rund 200 Wohnungen für jene vertriebenen Familien, die mit dem sprichwörtlichen letzten Hemd angekommen waren.

1,5 Millionen Euro aus Spenden
Aktuell versorgen wir noch immer rund 900 Vertriebene in Wien, davon wohnt rund die Hälfte der Menschen in Wohnungen, die der IKG-Hilfsverein Tmicha angemietet und finanziert hat.
Apropos Finanzierung: Für die gesamte Hilfsaktion mussten bisher mehr als 1,5 Mio. Euro aufgewendet werden – wovon jeder einzelne Cent aus Spenden kam. Das IKG-Budget blieb unberührt.

Neue Existenz in Wien aufbauen
Der russische Angriffskrieg tobt weiterhin, und wir stehen zu unserem Wort: Jede jüdische Familie aus der Ukraine kann und soll so lange in Wien bleiben, wie sie es möchte. Am besten bis 120! Und wenn jemand nach dem Krieg – ein Ende ist derzeit nicht abzusehen – oder in den nächsten Jahren weiterziehen will, hat er oder sie unsere Sympathie. Aber wir laden alle ein, in Wien eine neue Existenz aufzubauen und unterstützen unsere Brüder und Schwestern bei der Integration in Wien.

190 neue IKG-Mitgliedschaften
Mehr als 190 Ukrainerinnen und Ukrainer sind bereits IKG-Mitglieder, weitere Hunderte Anträge werden in diesen Wochen geprüft (Stand: Jänner 2023). Zwei Kinder kamen hier zur Welt und eine Hochzeit wurde gefeiert. In den nächsten Monaten wird es verstärkt um die Integration mithilfe der IKG-Institutionen wie ESRA und JBBZ sowie der russischsprachigen Synagoge JRCV und anderen Vereinen gehen. Weiterhin sollen alle Gelder aus dem Fundraising kommen. Die Koordination und tatkräftige operative Abwicklung der Hilfsmaßnahmen ebenso wie des Fundraisings sind Aufgaben, denen wir uns weiterhin verschreiben und freuen uns über die Kooperation mit allen, die sich daran beteiligen.

Weiterer Kriegsverlauf ungewiss
Zuletzt, als wieder russische Bomben auch im Westen der Ukraine einschlugen, nahm die Zahl der Hilfsansuchen wieder zu. Fakt ist: Wir werden immer helfen, aber auch das ist nur durch ehrenamtliches Engagement und Spenden möglich.


Kunst, Kultur & (digitale) Kommunikation

Wir setzen uns für eine weltoffene Gemeinde ein und halten an der „Politik der Öffnung“ fest. Die Kultur- und Öffentlichkeitsarbeit ist Basis für Verständnis und Akzeptanz in der Gesellschaft, aber auch innerhalb der Gemeinde – gerade weil wir eine Einheit der Vielfalt bilden, ist der kulturelle Austausch so wichtig.

„Brückenbauer“
Nach außen wird durch die Kulturarbeit das Judentum als selbstverständlicher Teil Österreichs positioniert und es wird damit auch dem Antisemitismus vorgebeugt. Die Offenheit nach innen bringt mehr Interaktionsmöglichkeiten und Transparenz. Dem Relaunch der IKG-Homepage soll 2023 ein Relaunch des IKG-Newsletters folgen. Außerdem soll die IKG auch auf Instagram und Facebook vertreten sein.

Mitgliederservice digitalisieren
Auch die Digitalisierung von noch mehr Angeboten soll ab 2023 erfolgen. Ziel: jedes Mitglied soll digital mit der IKG kommunizieren können.

Kulturangebote ausbauen
Die große Zahl der bestehenden Kulturangebote und die Qualität der Events ist beeindruckend. Durch die Digitalisierung und die Erschließung neuer Kommunikationskanäle soll dieses Angebot kontinuierlich ausgebaut werden.


Bildung: Fundament des Judentums

Judentum bedeutet Lernen. Kein Wunder also, dass Bildung in allen Strömungen des Judentums einen so hohen Stellenwert einnimmt. Das spiegelt sich auch in der Schule der IKG, der ZPC, aber auch in den anderen jüdischen Schulen und dem Religionsunterricht für Kinder, die öffentliche oder private Schulen besuchen, wieder. Das Ziel ist, Kinder so auszubilden, dass sie ein selbstbestimmtes Leben führen und später ihre Familien erhalten können.

Ausbau des Kindergartens
Während es ausreichend Schulplätze gibt, hält das Angebot an Kindergarten-Plätzen nicht mit dem Bedarf Schritt. Organisatorisch, finanziell und sicherheitstechnisch sinnvoll wäre die Aufstockung des ZPC-Campus um ein Stockwerk.

Neues jüdisches Geschichtsbuch
Wir wollen ein neues Standardwerk für das Unterrichtsfach „Jüdische Geschichte“ verfassen (lassen), das sowohl in der ZPC als auch im gesamten deutschsprachigen Raum angeboten werden soll. Außerdem sollen die Lehrpläne aktualisiert werden.

„Special Needs“-Kinder
Wir haben bereits an einem Konzept zu arbeiten begonnen, um Kinder mit besonderem Förderungsbedarf im Regelschul-Betrieb zu inkludieren und Familien besser zu unterstützen. Die Umsetzung soll bereits 2023 beginnen.


Politik: Klare Haltung in Österreich und zu Israel

Die IKG ist nicht durch Zufall zu einer moralischen und politischen Instanz in Österreich geworden. Die stets differenzierte, aber immer deutliche Positionierung der Gemeinde trägt zum Kampf gegen Antisemitismus bei, stellt aber immer wieder aufs Neue klar: Das Judentum war, ist und bleibt ein Teil Österreichs. Wir stehen klar zu Israel als spiritueller Heimat aller Jüdinnen und Juden. Die IKG wird sich weiter stets solidarisch mit Israel erklären und gegen Organisationen wie BDS vorgehen. Wer nicht zwischen Regierungspolitik einerseits und dem Staat und seinen Menschen andererseits unterscheidet, ist selbst schuld.

Gegen Rassismus & Homophobie
Auch in der österreichischen Gesellschaft und Politik steht die IKG für klare Haltungen: Rassismus, Homophobie und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit werden wir weiterhin gemeinsam mit Partnern in der Zivilgesellschaft bekämpfen.
Deshalb bleibt der Cordon Sanitaire gegenüber der FPÖ aufrecht. Sie ist die Partei der deutschnationalen Burschenschafter, die in ihren Kellern Nazi-Lieder über unsere verfolgten und ermordeten Eltern und Großeltern singen. Gegenüber allen anderen Parlamentsparteien stehen wir für kritische Distanz und konstruktive Kooperation.


Jugend & Sport

Unter dem gemeinsamen Dach der Jugendkommission (Juko) sollen sich alle Organisationen nicht nur entfalten können sondern vor allem zusammenarbeiten. Das erfolgreiche Dialogprojekt „Likrat“ wollen wir weiter ausbauen, z.B. von Schulen auf Universitäten und ein eigenes Likrat-Zentrum in Wien aufbauen (Likrat = Jugendliche Gemeindemitglieder werden geschult und besuchen Schulklassen in ganz Österreich, wo sie auf Augenhöhe über Judentum und Israel reden. Das baut Vorurteile ab, führt aber auch zu mehr Selbstvertrauen unter jungen Jüdinnen und Juden.).

Einbindung in die IKG-Arbeit
Speziell bei der Digitalisierung sollen junge Gemeindemitglieder eingebunden werden. Denkbar ist etwa die Betreuung der Social Media Accounts durch Freiwillige.

Bar- und Bat-Mitzwa Club
Das Rabbinat wollen wir bei seinen Bemühungen für die Jugend unterstützen. Der Erfolg des ersten Jahrgangs des Bar- und Bat-Mitzwa Clubs (BBMC) ist nicht zuletzt auf die Kooperation zwischen Jugendabteilung und Rabbinat zurückzuführen.

Ausblick auf das nächste Jahr
Im Jahr 2023 steht die Gestaltung eines Mahnmals in der Gedenkstätte Mauthausen an. Außerdem soll die Kooperation aller Jugendorganisationen intensiviert werden (wie zuletzt das Familienfest mit 1.000 Besucherinnen und Besuchern, das Chanukka-Drive-In, uvm.).

Reform für den „jüdischen Sport“
Die Sportagenden ressortieren in der Jugendkommission. Darüber wollen wir im neuen Kultusvorstand diskutieren und regen eine eigene Kommission, womöglich aber zunächst nur eine Arbeitsgruppe an, die sich mit der Frage des jüdischen Sports auseinandersetzen soll. Wesentliche Rollen kommen dabei den Vereinen Hakoah und Maccabi zu, die jedenfalls eingebunden werden müssen.
Weiterhin soll der SC Maccabi bei seinen Bemühungen um eine eigene Heimstätte unterstützt werden.


Frauen, Familie und Gesellschaft

Nachdem es keine Männerpolitik gibt, sollte es auch keine Frauenpolitik geben. Schön wär‘s! Allein die Tatsache, dass in Österreich Frauen durchschnittlich 20 % weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen erhalten (bei gleicher Qualifikation im gleichen Job) ist ein Auftrag, in allen gesellschaftlichen Bereichen für mehr Gleichberechtigung zu sorgen.

Kampagne gegen Gewalt
Ein leider oft tabuisiertes Thema ist häusliche Gewalt. Hier braucht es mehr Sensibilisierung und Kampagnen der Nachbarschaftshilfe und ESRA.


Fundraising: Vernetzung nach innen, Einnahmen für alle, Förderung der Solidarität

Die Erfolge der 2018 neu aufgestellten IKG-Fundraisingkommission können sich sehen lassen: Die Einnahmen haben sich von 472.000 auf mehr als 1,3 Millionen jährlich verdreifacht. Im heurigen vom Ukraine-Krieg und der Inflation geprägten Jahr ist mit deutlich mehr zu rechnen.

Tmicha: Schulstartpaket, Chanukka-Box, Purim-Packerl
Eine zentrale Rolle spielt der IKG-Hilfsverein Tmicha. Hier werden nicht nur Einnahmen lukriert, sondern die Mitgliedereinbindung forciert. Mishloach Manot zu Purim, Bleib-gesund-Schutzmasken in der Pandemie oder Chanukka-Geschenkboxen sind sehr beliebt unter zahlreichen Gemeindemitgliedern.
Tatsächlich ist das Fundraising zu einer tragenden Säule der Sozialpolitik der IKG geworden, von der auch Aktionen wie das Schulstartpaket (je ein 100-Euro-Gutschein von Libro für 300 Kinder aus Familien mit geringen Einkommen) oder die anstehende Chanukka-Hilfsaktion für Mindestpensionisten ausgeht. Unser Ziel ist es, dass sich alle politischen Gruppen in der IKG am Fundraising (für alle) beteiligen.


Stärkung kleiner Gemeinden

Die Rettung kleiner jüdischer Gemeinden außerhalb Wiens sollte uns allen ein Anliegen sein. Ohne Hilfe aus Wien gäbe es in Baden und Graz wohl gar kein Gemeindeleben mehr. Im Rahmen der Israelitischen Religionsgesellschaft Österreich (IRG), sollen alle kleinen Gemeinden – auch Linz, Salzburg und Innsbruck – gefördert werden.


Kampf gegen Antisemitismus

Die Gründung der Antisemitismus-Meldestelle vor drei Jahren war ein Meilenstein im Kampf gegen Judenfeindlichkeit. Ihre wichtigste Aufgabe ist die Betreuung von Menschen, die antisemitisch bedroht oder angegriffen wurden bzw. Zeugen oder Zeuginnen wurden. Die jährlichen Berichte machen das Problem öffentlich und sollen zu mehr Sensibilität in Gesellschaft und Politik beitragen.
Der Kampf gegen Antisemitismus, speziell die Vorbeugung ist aber eine Aufgabe, die in allen Bereichen zu erfüllen ist. Wir stehen aber auch dafür ein, dass wir uns als Gemeinde gegen Antisemitismus zur Wehr setzen.


Gedenkkultur: Endlich ein Shoah-Zentrum

Die Tatsache, dass im Herzen Wiens noch immer eine Statue von Dr. Karl Lueger, einem rabiaten Antisemiten und Vorbild Adolf Hitlers, steht, ist beschämend. Der Einsatz für einen aufrichtigen Umgang mit der Verantwortung Österreichs in der Shoah und der Zeit davor, die den Nationalsozialisten den Nährboden bereitet hat, darf aber nicht an einzelnen Statuen enden. Während es in Israel und den USA Shoah-Zentren gibt, in denen die Besucher mit Hologrammen von Überlebenden reden können, gibt es so etwas in Österreich nicht. Gerade in Wien braucht es ein Shoah-Zentrum – am besten anstelle des Lueger-Denkmals.

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