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Tabu brechen, Frauen und Kinder unterstützen

„Jede fünfte in einer Beziehung lebende Frau wird von ihrem Ehemann oder Lebenspartner misshandelt.“ Das ist das erschreckende Ergebnis einer Studie im Auftrag des österreichischen Familienministeriums aus dem Jahr 2015. Dazu zählen Ohrfeigen ebenso wie Prügel und sexuelle Gewalt. Laut einer Erhebung der EU-Grundrechtegentur FRA haben 38 Prozent der Frauen hierzulande psychische Gewalt (z.B. Demütigungen oder Drohung) erfahren.

Vor 28 Jahren trat das Gewaltverbot gegen leibliche Kinder in Kraft. Zu viele Eltern ignorieren es heute noch.

Leider keine heile jüdische Welt

Vielen mag allein der Gedanke, dass es in unserer Gemeinde zu häuslicher Gewalt und Vernachlässigung kommen kann, unerträglich sein. Aber das Leid der Betroffenen wird umso größer, je lauter das Schweigen ist. Deshalb muss das Tabu gebrochen und Angebote für dys-funktionale Familien geschnürt werden.

In einem ersten Schritt brauchen wir Sensibilisierung und Aufklärungsarbeit. Jedes Gemeindemitglied muss wissen, dass jede Form von häuslicher Gewalt geahndet wird und wohin es sich wenden kann. In Zeitungen, mit Briefen und mittels Social-Media-Kampagnen sollten Anlaufstellen wie „Shalom Bait“ von ESRA (Tel. 212 55 18) bekannt gemacht werden. Die Rabbiner Wiens könnten das Thema in einer gemeinsamen Botschaft an die Gemeindemitglieder erörtern. Das wird aber nicht reichen: Jeder Rabbiner sollte Gewalt oder Vernachlässigung zum Thema von Shiurim und Drashot machen. Das würde auch zu einem Herabsenken der Hemmschwelle für Opfer führen.

Pflegefamilien gesucht

Im Fall der Fälle muss rasch gehandelt werden. Und für den Schutz betroffener Kinder brauchen wir jüdische Pflegefamilien, vor allem Krisenpflegefamilien, die Kinder innerhalb weniger Stunden bei sich aufnehmen können. Die Stadt Wien bietet dafür eine eigene Ausbildung zu Krisenpflege-Eltern an. In Modulen im Ausmaß von 51 Stunden (drei bis sechs Monate) werden Familien professionell auf eine mögliche Krisenintervention vorbereitet. Derzeit gibt es 44 Krisenpflegefamilien in Wien.

Als jüdische Gemeinde sollten wir in der Lage sein, in Krisenfällen jüdische Kinder in sicherer und liebevoller Umgebung unterbringen und versorgen zu können, damit die jüdische Identität weiterhin gewährleistet werden kann.

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