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Rettungsplan für die letzte jüdische Buchhandlung Wiens

Vor drei Monaten verkündete Dorothy Singer via Facebook: „Die Buchhandlung ist weg.“ Das Jüdische Museum in der Dorotheergasse hatte den Pachtvertrag mit der Betreiberin der einzigen jüdischen Buchhandllung Wiens gekündigt. Die Aufregung war groß, es hagelte Protestnoten. Tausende unterstützten eine Online-Petition, die sich für den Erhalt von „Dorlys“ Book Shop einsetzte. Das Museum, es gehört der der Stadt Wien, blieb bei seiner Entscheidung, anstelle der Buchhandlung einen Museumsshop zu installieren. Singer, ein Fixstern für all jene Wienerinnen und Wiener, die sich mit jüdischer Literatur beschäftigen, war existenziell bedroht.

Die Wendung

Das IKG-Präsidium hat in den Sommermonaten in Kooperation mit einer Reihe engagierter Gemeindemitglieder an mehreren Rettungsplänen für die letzte jüdische Buchhandlung Wiens gearbeitet.

Kurz vor Rosh Hashana einigten sich Präsident Oskar Deutsch und Dorly Singer auf einen konkreten Plan: Die Buchhandlung soll ab 2018 am Rabensteig, Ecke Seitenstettengasse, eine neue Heimat bekommen. An dieser prominenten Adresse ist aber noch mehr geplant: Mit einer zusätzlichen Mitarbeiterin will Singer auf der 270 m2 großen Fläche im Erdgeschoß auch ein Café betreiben. Außerdem soll der Jewish Welcome Service einziehen, und die IKG richtet einen neuen Infopoint ein. Voraussetzung ist, dass die finanziellen und organisatorischen Fragen bis Jahresende gelöst werden. Derzeit laufen Gespräche mit Singer, der Stadt Wien und anderen potenziellen Partnern.

Letztlich würde der komplette Häuserblock Seitenstettengasse-Rabensteig aufgewertet werden. Oskar Deutsch: „Es geht nicht nur um eine menschlich korrekte Lösung. Der Erhalt der Buchhandlung ist eine kulturelle Verpflichtung! Von Dorly Singers Angebot und Expertise profitieren Gemeinde und Stadt Wien gleichermaßen.“

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